Samstag, 22. Dezember 2012

Kling-Glöckchen klingelt nicht

Ich sollte jetzt wahrscheinlich in Weihnachtsstimmung sein, gerade etwas angetrunken durch Glühwein vom Stuttgarter Weihnachtsmarkt heimkommen, die Weihnachtsdekoration betrachten, in die Federn sinken und von einem glückseligen Fest der Liebe träumen. Als Kind war das so - bis auf den Glühwein. Und auch am Weihnachtsmarkt interessierte mich nur die Kinder-Eisenbahn zum mitfahren. Mann, war das ein Spaß!
Aber mittlerweile ist das alles irgendwie anders. 


Früher war es so angenehm, weil alle anderen die Arbeit gemacht haben ... Der Vater kauft den Weihnachtsbaum, diskutiert mit Mutter über den besten Standort und Winkel und schließlich wird er von Mutter geschmückt (äh, der Baum, nicht der Vater). Als Kind schmuggelt man dann den total hässlichen und schweren Lieblingsschmuck möglichst unbemerkt in den Baum (bei mir war das eine rote Dampflok, ähnlich dem Hogwarts-Express, die sogar Geräusche machen konnte). Dumm nur, dass dieses Element garantiert nachts um drei mit einem gehörigen Schlag herunterkracht, weil man es als Kind natürlich nicht geschafft hat, es heimlich an einer von Muttern nicht direkt einsehbaren Stelle sicher zu befestigen.

Aber zurück zur Arbeit: Neben dem Weihnachtsbaum hatten die Eltern und Großeltern natürlich die hoheitliche Aufgabe, die Kinder und Enkelkinder zu beschenken, während diese sich eher clever in von dem jew. Erwachsenen entwickelten Geschenk an Vater/Mutter/Opa/Oma einkauften, selbst aber immer reich bedacht wurden mit Geschenken aus der halben Verwandtschaft.

Heute hingegen, wenn man alt genug ist, selber zu denken (auch wenn das nicht auf alle zutrifft), muss man sich natürlich eigene Geschenke überlegen für die Menschen, die man liebt. Da ist dann in der Konsequenz natürlich mal was mehr, mal etwas weniger Kreatives dabei - ein Buch hilft immer. Wobei das nicht heißen soll, dass Bücher prinzipiell Alibigeschenke sind - dieser Titel bleibt den Amazon- und Kinogutscheinen vorbehalten -, vielmehr gibt es viele gute Bücher, die es wert sind, verschenkt zu werden. Ich selber werde dieses Jahr großartige Bücher verschenken, die ich hier aber aus verständlichem Grund nicht nennen kann!

Es soll hier nun nicht der Eindruck vermittelt werden, ich freue mich nicht auf Weihnachten. Das tue ich, nur finde ich dieses weihnachtliche Tamtam ab September, respektive den ganzen Weihnachtsfraß in den Supermärkten, reichlich bescheuert (Vielleicht sollte die klamme katholische Kirche mal darüber nachdenken, vom Einzelhandel Lizenzgebühren für die Bereicherung an der Idee "Weihnachten - Wir schenken uns was" zu nehmen.). Außer natürlich Spekulatius und Baumkuchen *njamm*, die hätte ich gern ganzjährig. Verzichten könnte ich dagegen auf Weihnachtsmärkte, durch die man sich auf der Suche nach adäquaten Weihnachtsgeschenken quälen muss. Weniger, weil sich das angestrebte Stückgut dort befindet, sondern eher, weil sich alle Geschäfte irgendwie dahinter befinden. Der Ausgang der U-Station ist dabei soetwas wie Westberlin, die Geschäfte die BRD und der Weihnachtsmarkt ... you know.

Das mit den Weihnachtsartikeln im September übrigens ist irgendwie so wie die BILD-Zeitung oder Youporn. Keine Sau gibt zu, dass er/sie's kauft/liest/klickt, aber gesamt betrachtet gibt's dann doch genug KundInnen.

Naja, bald ist der ganze Trubel vorbei und dann habe ich wieder meine Ruhe. Bis die Jecken anfangen. Ich brauche starke Nerven!

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